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Von der Impfe bis zur Bahre
Heiße Klimaparty am Ende der Welt
Der Weltklimarat verbreitet vorsichtigen Optimismus. Wenn alle Staaten sich wie Klima-Musterknaben benehmen und ihre CO2-Emissionen massiv reduzieren, bekommen wir mit viel Bangen und Brechen eine einigermaßen lebenswerte Zukunft hin. WENN.
Realistisch betrachtet heißt das für uns Globaler-Norden-Normalos, wir haben noch ein paar fette Jahre, um richtig die Sau rauszulassen bevor die ganze Scheiße den Bach runtergeht. Wir müssen uns also sputen.
Prioritäten jetzt: Konsum, Konsum, Konsum. Feiern als ab ob es kein morgen gäbe, und die Beine in die Hand nehmen, wenn die Rechnung kommt.
Und dann glorreiches Foto-Finish. Wie ein Rockstar zugedröhnt und mitten im Gitarrensoli mit dem Kopf zuerst über die Bühne.
Soll doch jemand anders die Sauerei wegmachen.
Im Reich der Tritte
Heute starten die Olympischen Spiele in Peking. Tausende Athlet:innen werden erwartet, die in von der Außenwelt abgeschotteten Athletendörfern untergebracht werden werden. Streng bewacht von der Staatsgewalt, soll niemand die Olympia-Bubble verlassen können.
Einige tausend Kilometer weiter in der westlichen Provinz Xinjiang bietet sich ein ähnliches Bild. Isolierte Unterkünfte, Zäune, Wachen, Kameras – nur dass hier niemand freiwillig eingesperrt ist.
In mehr als 380 über die Region verteilten Lagern interniert der chinesische Staat etwa eine Million Angehörige muslimischer Minderheiten, überwiegend Uigur:innen. Von denen gibt es dort grad mal 10 Millionen. Damit ist beinahe jede:r zehnte in China lebende Uigure:in weggesperrt!
Anders als im Olympischen Dorf lässt die Volksrepublik hier die Maske fallen. Ehemalige Insass:innen berichten von brutaler Zwangsarbeit, von Folter, Vergewaltigungen, erzwungenen Abtreibungen und Sterilisationen.
Not so fun fact: laut dem Forscher Adrian Zenz wurden 80 Prozent aller in China eingesetzten Spiralen in der Region Xinjiang eingesetzt. Dort lebt aber grad mal 1,8 Prozent der Gesamtbevölkerung. Das Regime scheint das uigurische Volk mit einer konzentrierten Kampagne ausmerzen zu wollen.
Dass viele westliche Staaten die Spiele aufgrund der Menschenrechtslage diplomatisch boykottieren ist daher erfreulich. Ausreichend ist es nicht. Denn dass sich die Tore von Konzentrationslagern nicht durch höfliches Bitten öffnen, sollte aus unserer eigenen Geschichte hinlänglich bekannt sein.
Ein Staat, der auf seinem Territorium heimlich, still und leise Genozid betreibt – ein solcher Staat gehört international geächtet, nicht zum Olympia-Gastgeber gekürt.
3,1 Mio. Kinder unter 5 pro Jahr
Muss das so? Nö! Zu essen gibt es – theoretisch – genug für alle. Es gibt sogar so viel, dass rund ein Drittel der Lebensmittel, die weltweit in einem beliebigen Jahr produziert werden, nie auf einem Teller landen, sondern im Müll.
Einfach irgendwo entlang der Versorgungskette weggeschmissen. Vielleicht sind die Birnen auf dem Flug von der Farm in Argentinien zum Packwerk in Thailand zum Warenhaus in Deutschland schlecht geworden, vielleicht ist bloß kein Bedarf an Schoko-Weihnachtsmännern mehr da. Zack, weg. 1,3 Milliarden Tonnen pro Jahr. Irrsinn.
Wie können beide nebeneinander existieren, über 3 Millionen ausgemergelte Kinderleichen und ein System, das Nahrung fast genauso schnell vernichtet wie es sie herstellt?
Ganz einfach. Die Betriebe produzieren schließlich allein in der Absicht, Profit zu erwirtschaften. Wenn sie das nicht täten, könnten sie den Laden bald dichtmachen, so ist das System. Heißt in der Praxis: Können die Bauern ihr Gemüse nicht profitabel absetzen, wird der Kram direkt wieder untergepflügt.
Essen vernichten während andere hungern könnte man jetzt als Verteilungsproblem bezeichnen, oder – mit dem gleichen Recht – als perverse Scheiße.
Wie immer du es nennen willst – es ist die Folge bewusster Entscheidungen, von denen jede einzelne im globalen Wirtschaftssystem für sich genommen logisch ist. Ein System, in dem nicht die Bedürfnisse der Menschen, sondern ihre Kaufkraft darüber ausschlaggebend ist, ob sie heute etwas zu essen bekommen oder nicht.
Niemand muss hungern – aber es rentiert sich mehr, wenn einige es doch tun.
Mieses Wetter, coole Botschaften
Ok gelogen, das Wetter ist kacke. Aber man kann ja auch bei grauem Himmel und Minustemperaturen Antirassist:in sein. Wärme im Herzen schützt zwar nicht vor kalten Füßen, aber zumindest vor frostigen Gedanken.
In diesem Sinne: bleibt stabil! Wir machen jetzt etwas wohlverdienten Winterschlaf. Mal sehen, vielleicht buddeln wir uns im Frühjahr wieder raus.
Gibt ja noch ein paar Themen für uns. NRW-Landtagswahlen, Priester die sich bei Kindern nicht beherrschen können und die Klima- und Coronakrisen sind ja auch noch da. In diesem Sinne – wir sehen uns auf der Straße (oder hier).
Mülldeponie Meer
Unsere Meere sind überfüllt. Überfüllt mit unnützem Getier, das überall Unrat hinterlässt, Ölbohrungen behindert und lärmt – das können wir uns nicht länger bieten lassen. Zeit zurückzuschlagen!
Wir haben eine Vision. Von einer Nylonschnur um den Hals jeder Schildkröte. Von Seevogelschwärmen, die mit prall gefüllten Plastikbäuchen vom Himmel stürzen. Von Fangnetz-Wäldern, die ganze Delfinschulen ersäufen.
Und dann werden wir endlich frei sein. Frei von störender Fauna, die auf den Strand kackt. Nur noch die Wellen, die salzige Luft und das Knirschen der Mikroplastikpartikel unter den Zehen. Bald, liebe Leserinnen und Leser. Bald.
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Design übernommen von Daniel Bandholtz
Wie du, bloß anders
Relativ intelligent, sehr sozial und von pink bis schwarz farblich alles dabei – wir Menschen sind den Schweinen gar nicht so unähnlich.
Der einzige Punkt, in dem wir uns wirklich voneinander unterscheiden, ist dass einer von beiden bis zur Kimme vollgepumpt ist mit Antibiotika, resistenten Bakterien und Dioxinen. Das finden überraschend viele Menschen sehr appettitlich.
Findige Geschäftsleute haben das Potential erkannt und pimpen das Produkt “Schweinefleisch” marktgerecht auf. Wasser-Protein-Injektionen erhöhen das Volumen, ein Anstrich aus Blutplasmapulver sorgt für einen appetitlichen Look. Was über bleibt wird mit Enzymen verklebt und tada – Habemus Wurst.
Gruß an die aufrechten Fleischesser:innen, die sich das zumuten und im Supermarkt Hack für drei Euro das Pfund erjagen. Ihr seid die wahren Held:innen dieser Geschichte.
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Design übernommen von PETA
Anzeige ist raus
Es gibt viel dummen Scheiß, wegen dem man von der Polizei belästigt werden kann. Aktivismus, die falsche Hautfarbe oder ein Tweet (Grüße nach Hamburg). Neuerdings wohl auch für die Darstellung blutiger Tampons auf einem Wahlplakat.
Das obige Exemplar hat kürzlich in Bayern Hausdurchsuchungen bei zwei PARTEI-Mitgliedern ausgelöst. Wegen, haltet euch fest… Volksverhetzung! Ja, ihr habt richtig gelesen. Die Darstellung eines Hygieneprodukts ruft im Jahr 2021 die Justiz auf den Plan.
Tatsächlich überraschen spröde deutsche Behörden immer wieder mit erstaunlicher Kreativität, wenn es darum geht Eingriffe in den grundrechtlich geschützen Wohnbereich zu rechtfertigen. Pimmel-Andy ist nur der jüngste Fall in einer laaangen Reihe.
Nun stellen wir fest: Auch die Periode ist anscheinend ein Fall für Vater Staat. Aber hey, warum auch nicht. Der mischt sich ja schließlich auch in andere Angelegenheiten rund um den weiblichen Genitalbereich ein.
Dabei gibt es doch wahrlich wichtigeres. Zum Beispiel der Kampf gegen linksextremistischen Adbusting-Terror. Zwinkersmiley.
Dafuq Deutschland?
Laut Terre des Femmes wird im Schnitt alle drei Minuten in Deutschland eine Frau vergewaltigt. Etwa 6 Millionen Frauen deutschlandweit haben schwere sexuelle Gewalt erlebt. Die Verurteilungsquote für Vergewaltiger dagegen liegt bei etwa 1%. Also von hundert Tätern muss sich einer für seine Tat verantworten.
Das liegt auch daran, dass 85% der Betroffenen keine Anzeige erstatten. Zu groß ist das Trauma, zu gering die Unterstützung seitens der Gesellschaft und zu selten wird ihnen von Polizei und Gerichten geglaubt. Vergewaltigung ist in Deutschland daher nahezu straflos.
Ein wichtiges Hemmnis ist vermutlich, dass die Taten in der Regel nicht von irgendwelchen anonymen Maskenmännern begangen werden, sondern von Menschen aus dem persönlichen Umfeld. Durch einen Arbeitskollegen, ein Familienmitglied oder gar den den eigenen Partner. Leuten denen man vertraut.
Verkürzt gesagt: Vergewaltiger lauern eher in der gemeinsamen Wohnung als im Busch davor. Wer Opfer sexueller Gewalt kennt, kennt wahrscheinlich auch einen Täter.