Es ist noch gar nicht lange her, da war die katholische Kirche in der BRD die unangefochtene moralische Institution, der Papst unfehlbar und Homosexualität ein Freifahrtschein in die Verdammnis.
Ein paar Jahrzehnte später sieht die Sache etwas anders aus. Mittlerweile gibts die Ehe für alle, den Gemeinden laufen die Gläubigen davon, und die die noch ausharren haben erkannt, dass sich dringend etwas ändern muss.
Also wird geändert. Trotz des Verbots des Vatikan und gegen den ausdrücklichen Willen von Papst Franziskus segnen katholische Priester in Essen und anderen Städten seit einiger Zeit auch gleichgeschlechtliche Paare. Ein kleines bisschen Kirchspaltung mitten im Ruhrpott. Riecht ihr das auch? Ne ist kein Weihrauch, sondern ein Hauch von Rebellion.
Die Entwicklung ist vor allem daher bemerkenswert, weil sie dem aufrichtigen Wunsch vieler Katholik:innen zu entspringen scheint, staubige Dogmen zu hinterfragen und einen reflektierteren Umgang nicht nur mit homosexuellen Menschen, sondern auch Frauen und dem Zölibat zu entwickeln.
Nicht dass wir uns missverstehen: die jahrtausendealte Geschichte brutaler Repression Andersdenkender, -gläubiger und, -liebender durch die katholische Kirche lässt sich nicht wegdiskutieren. Gleichzeitig ist sie das beste Argument dafür, dass sich alte Jungfern in sonderbaren Gewändern bei Fragen der Sexualmoral sehr bedeckt halten sollten.
Wenn nun aber Menschen in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung einen kirchlichen Segen haben wollen, dann sollen sie den haben können, und wenn katholische Priester bereit sind auf die Anweisungen aus Rom zu pfeifen und den Segen zu erteilen, dann können wir keinen Fehler finden.
Scheinbar besinnen sich die Essener:innen damit auf uralte Tradition. Jesus hatte schließlich auch zwei Väter.